Korrekter Umgang mit brennbaren Kältemitteln!
Mit Manuel und Stefan im Einsatz. Ersatz eines Expansionsventils.
Um die Handhabung im Umgang mit brennbaren Kältemitteln an einem Praxisbeispiel zu zeigen, berichten wir gerne von einem kürzlich realisierten Serviceeinsatz.
Ausgangslage
Ein defektes Expansionsventil musste ersetzt werden. Eine nicht ganz alltägliche Aufgabe, da die Anlage mit dem brennbaren Kältemittel Propan gefüllt ist und deshalb diverse Sicherheitsmassnahmen getroffen werden mussten.
Planung
Der Projektleiter im technischen Büro legte den Fahrplan des kältetechnischen Eingriffes fest. Mit Markierungen auf Kälteschema, Plänen und Definition einzelner Arbeitsschritte wurde eine Arbeitsanweisung erarbeitet.
In einem zweiten Schritt wurden die Gedankengänge des Projektleiters mit dem Einsatz leitenden Monteurs besprochen. Änderungen des Ablaufs wurden direkt zusammen in der Anweisung überarbeitet. Zudem wurden die während der Projektrealisierung erstellten Dokumente wie die Gefährdungsbeurteilung und die Sicherheitsanweisung zusammen durchgesprochen.

Hilfsmittel und Werkzeuge
Nachfolgend eine Auflistung, welche Werkzeuge und Hilfsmittel für diesen Einsatz verwendet wurden:
– Absaugstation Propan
– Abbrennfackel inkl. Verlängerungsschlauch 10m Propan
– Atex Handwerkzeug
– Feuerlöscher Schaum, 6 Liter
– Manometerbrücke Propan
– Lecksuchgerät Propan
– Absperrband, Absperrböcke
– Personenüberwachungsgerät Propan
– Sicherheitsventilator Propan
– Vakuumpumpe Propan
Umsetzung
Zu Beginn wurde der Arbeitsplatz sichergestellt. Wichtig dabei ist, dass der Anlagenbesitzer respektive die zuständige Person der Anlage einbezogen wird und über die Sicherheitsvorbereitungen Bescheid weiss. Die beiden Techniker Manuel und Stefan sind gut instruiert und geschult und realisieren die Arbeiten vor Ort im Team.


Für eine optimale Arbeitsplatzvorbereitung wurde nach einer Checkliste vorgegangen, welche inhaltlich beispielsweise wie folgt aussehen könnte:
Checkliste
O Ja O Nein Diese Weisungen wurde mit dem Kunden besprochen?
O Ja O Nein Aufstellungsort Fackel geeignet?
O Ja O Nein Abstand 5m Radius eingehalten?
O Ja O Nein Abstand 5m Radius abgesperrt?
O Ja O Nein Mitarbeiter / Anwohner informiert?
O Ja O Nein Brandschutz gewährleistet?
O Ja O Nein Ortsfeuerwehr informiert?
O Ja O Nein Eigenes Personal instruiert?
O Ja O Nein Zwei geschulte Personen vor Ort?
O Ja O Nein Nötige Werkzeuge/ Materialien vor Ort?
Nachdem die sicherheitsrelevanten Massnahmen auf Platz vorbereitet waren, konnte mit den im Vorfeld definierten und abgesprochenen Arbeitsschritten gestartet werden.
Die Haverielüftung im Technikraum auf manuellen Dauerlauf schalten, Kältemittel mittels Absaugstation absaugen oder bei Bedarf Einsatz der Abbrennfackel, saubere System-Stickstoffspülung und Kältemittel-Kontrollmessung mittels Propan Lecksuchgerät durchführen. Die stationär installierte Gasdetektion soll (wenn möglich) immer in Betrieb bleiben.
Um den betroffenen Leitungsabschnitt drucklos zu machen, kann das Kältemittel bei geringen Mengen mit Hilfe der Absaugstation in eine Flasche zurückgesogen werden. Bei grösseren Mengen ist das Abbrennen des Kältemittels mithilfe einer Fackel eine sichere und gute Wahl. Beide Methoden hinterlassen keine umweltschädigenden Rückstände. Bei diesem Serviceeinsatz wurden beide Methoden geplant, so waren die Techniker auf alles vorbereitet und konnten vor Ort entscheiden, welche Methode angewendet werden soll.
Des Weiteren ist ein Alleinarbeiten bei solchen geplanten Systemeingriffen nicht zu empfehlen. Die Arbeiten werden im Minimum mit einem Zweierteam realisiert. Dies schafft uns ein weiterer Sicherheitsfaktor, indem zwei geschulte Personen die Abläufe überwachen und untereinander die anstehenden Arbeitsschritte besprechen können.




Fazit
Der im Vorfeld gut geplante und zwischen Projektleiter und leitendem Kältemonteur abgesprochene Einsatzplan schaffte den beteiligten Personen vor den Arbeiten bereits Klarheit und Sicherheit. Das Zusammenspiel und die offene Kommunikation zwischen den beiden Monteuren Stefan und Manuel führte zu einem sicheren, kontrollierten Arbeitsablauf.
Ziele
Zukunftsgerichtet ist für uns primär, dass die Kältemonteure im Umgang mit brennbaren Kältemittel gut geschult sind und Zugriff zu den richtigen Werkzeugen haben. Wir setzen auf stetige Weiterbildung unserer Mitarbeitenden. Unsere Monteure sind sich auch bewusst, dass sie bei fehlenden Voraussetzungen den Arbeitsgang untersagen dürfen, bis die notwendigen Massnahmen sichergestellt sind. Die Sicherheit unserer Mitarbeitenden hat Priorität!
Der Prozess der Dekarbonisierung, welche das Ziel einer globalen Reduktion der CO₂-Emissionen verfolgt, ist aktuell und ein zentraler Bestandteil der Klimaschutzmassnahmen. Im Vergleich zu herkömmlichen synthetischen Kältemitteln wie Fluorkohlenwasserstoffen (F-Gase), die starke Treibhausgase sind, bieten natürliche Kältemittel eine deutlich bessere Klimabilanz. Aus diesem Grund wird für Kälte- und Wärmeerzeugungen vermehrt der Fokus beispielweise auf das natürliche, brennbare Kältemittel Propan (R290) gelegt.

Die Schweiz hat sich mit der Ratifizierung der 5. Erweiterung des Montrealer Protokolls (des sogenannten Kigali-Amendments) im Jahr 2018 verpflichtet, nach und nach auf die in der Luft stabilen Kältemittel zu verzichten. Wärmepumpen und Kälteanlagen sollen in naher Zukunft grösstenteils mit natürlichen Kältemitteln betrieben werden. Diese Kältemittel weisen teilweise Anforderungen an den Brand-, Explosions- und Gesundheitsschutz auf.
Das vorliegende Merkblatt von suissetec vom Dezember 2024 «Umgang mit Wärmepumpen und Kälteanlagen mit gering toxischen, brennbaren Kältemitteln» enthält die wichtigsten Angaben und gibt Hinweise und Empfehlungen für die Aufstellung von Wärmepumpen und Kälteanlagen bezüglich des Brand-, Explosions- und Gesundheitsschutzes.
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